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CUP-Syndrom verstehen
Allein die Diagnose einer Krebskrankung ist eine grosse Belastung. Und dann zusätzlich nicht zu wissen, wo der Tumor im Körper entstanden ist, bringt die meisten Betroffenen und ihre Angehörigen an ihre Grenzen. Um mit dieser seltenen Krebserkrankung besser zurechtzukommen, können ausführliche Informationen über die Erkrankung sowie die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten helfen.
CUP - Was ist das?
Krebserkrankungen breiten sich häufig von einem Primärherd (dem Körperteil, an dem der Krebs entstanden ist) auf einen oder mehrere Metastasenherde (andere Körperteile) aus. Krebserkrankungen werden daher oft nach ihrem primären Ort benannt. Entsteht der Krebs z.Bsp. in der Lunge so wird dieser Lungenkrebs genannt.
CUP steht für "Cancer of Unknown Primary Site" (Krebs bei unbekanntem Primärtumor).
CUP ist eine Krebsart, bei der der ursprüngliche (primäre) Tumor unauffindbar ist; die Ärzte finden nur Metastasen (Ableger).
Weitere Bezeichnungen sind
- Okkulte primäre
- Metastasen unbekannten Ursprungs (MUO)
- Bösartige Metastasen unbekannten Ursprungs
- Metastasierender Krebs bei unbekanntem Primärtumor
Abb. 1: Patient mit CUP-Syndrom (Krebs bei unbekanntem Primärtumor) mit Lebermetastasen und Lungenmetastasen, aber unauffindbarem Primärtumor
Warum wird der Primärtumor nicht gefunden?
Es gibt mehrere mögliche Gründe dafür, warum die Ärzte den Primärtumor bei Patienten mit CUP-Syndrom nicht immer finden – selbst nach umfassenden Standarduntersuchungen.
Folgendes ist möglich:1
- Der Primärkrebs ist sehr klein, wächst nur langsam und lässt sich mit der bildgebenden Diagnostik (zwei- oder dreidimensionale Bilddaten von Organen und Strukturen des Patientenwie zum Beispiel: Röngten, Mammografie, Computertomografie (CT), Endoskopie) durch die Abklärung in der Pathologie oder im Labor nicht darstellen
- Das Immunsystem des Körpers hat den ursprünglichen Krebs zerstört oder er ist aus unbekannten Gründen verschwunden
- Der Primärkrebs ist entfernt worden, beispielsweise bei einem chirurgischen Eingriff aufgrund einer anderen Krankheit
Ein hilfreicher Gedanke
Der Krebs kann spontan aufgetreten sein, möglicherweise ist er auch erblich – jedenfalls können Sie für sein Auftreten nichts. Im Gegensatz zu anderen Krebsarten wissen wir zurzeit noch sehr wenig über die genaue Entstehung von CUP.
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Fragen Sie Ihren Arzt
Im Verlauf Ihrer CUP-Erkrankung können eine Menge Fragen auftreten. Zögern Sie bitte nicht, Ihre Fragen und Anliegen mit Ihren Medizinern zu besprechen.
„Ich habe den Ärzten gesagt, dass das in meinen Augen unlogisch ist. Wie kann es sein, dass man nicht weiss, woher der Krebs kommt?” – Jane, CUP-Patientin
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Welche diagnostischen Optionen gibt es bei CUP?
Literatur
1 U.S. Department of Health and Human Services. National Institutes of Health. National Cancer Institute. Carcinoma of Unknown Primary Treatment (PDQ®)–Patient Version. Verfügbar unter: https://www.cancer.gov/types/unknown-primary/patient/unknown-primary-treatment-pdq (letzter Zugriff am 13. März 2020).
2 Losa F et al. Clinical Translational Oncology 2018; 20: 89-96.
Diagnose
Die Diagnose CUP wird gestellt, wenn alle anderen Primärkrebsarten durch eine umfassende diagnostische Abklärung ausgeschlossen worden sind – sie ist also eine Ausschlussdiagnose. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Ärzte versagt haben – vielmehr ist es ein typisches Merkmal der Krebsart CUP.
Vielleicht sollten Sie mit Ihrem Art darüber sprechen …
- welche verschiedenen Arten von Untersuchungen er durchführen möchte
- ob es noch andere Diagnosemöglichkeiten gibt als die, die Sie bereits durchlaufen haben
- ob die Notwendigkeit besteht, andere Spezialisten aufzusuchen
- wie die Einsatzmöglichkeiten der Biomarker- und / oder Genomtests sind
Ein hilfreicher Gedanke
Die diagnostische Abklärung kann extrem erschöpfend für Sie sein. Wichtig ist, dass Sie Ihrem medizinischen Team vertrauen und wissen, dass Sie dort in guten Händen sind. Sagen Sie ihnen, was Sie brauchen, denn sonst erfahren sie das nicht.
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Beispiele für diagnostische Untersuchungen
Bildgebende Verfahren
Es gibt verschiedene Verfahren, die in der medizinischen Diagnostik zur Darstellung des Körperinneren verwendet werden:
- Bei der Röntgenuntersuchung wird unsichtbare Strahlung eingesetzt, um den relevanten Körperteil abzubilden
- Bei der Computertomografie (CT) werden Schnittbilder des Körperinneren mithilfe von Röntgenstrahlen erstellt.
- Mit der Magnetresonanztomografie (MRI) werden Schnittbilder des Körperinneren erzeugt, aber ohne Röntgenstrahlung.
- Die Ultraschalluntersuchung oder Sonografie ist ein bildgebendes Verfahren durch den Einsatz von Ultraschall.
- Bei der Endoskopie wird ein Hohlorgan oder eine Körperhöhle (beispielsweise der Bauchraum) mithilfe einer kleinen Kamera visuell von innen untersucht.
Labortests
Labortests an Körperflüssigkeiten wie Blut, Urin usw. können Aufschluss über die Funktion der Organe des Körpers bieten. Der qualitative Nachweis spezifischer Substanzen im Blut (so genannter Biomarker) kann zur Identifizierung des vermutlichen Tumorherds beitragen.
Histologie
Hierbei wird eine Gewebeprobe (das Biopsat) im Labor speziell eingefärbt und unter dem Lichtmikroskop mit einer eingefärbten Probe aus normalen Zellen verglichen. Dadurch lassen sich die Unterschiede zwischen den normalen Zellen und dem Biopsat identifizieren.
Immunhistochemie
Hierbei wird geprüft, ob spezifische Antikörper durch Wechselwirkung mit dem Biopsat zur Identifizierung der genauen Krebsart beitragen können.
Genomtests
Genomtests sind ein Versuch zur Identifizierung der möglicherweise veränderten Gene, die somit zum Wachstum und der Verbreitung des Krebses beigetragen haben. Daraus können sich weitere Behandlungsmöglichkeiten ergeben.
„Man muss wissen, was den Krebs sich ausbreiten lässt. Wenn man nicht weiss, was dahinter steckt, kann das sehr verunsichern und beängstigend sein. Der Genomtest hilft mir zu verstehen, was bei meinem Krebs die treibende Kraft ist.“
Don – Krebsüberlebender
Medizinische Leitlinien
Um Orientierungshilfen für einen Behandlungsstandard für CUP-Patienten zu entwickeln, haben die Krankenhäuser oder Länder unter Umständen ihre eigenen Handlungsempfehlungen für medizinisches Personal entwickelt. Zudem sind auch medizinische Leitlinien von internationalen Krebsgesellschaften verfügbar. Diese Orientierungshilfen können Informationen über die Biologie, die Diagnose und die Behandlung der relevanten Erkrankung sowie die entsprechenden Nachuntersuchungen beinhalten. Das medizinische Personal sollte diese Leitlinien bei der Behandlung der Patienten beachten.
Die Europäische Gesellschaft für Medizinische Onkologie (ESMO) beispielsweise hat im Jahr 2015 internationale Richtlinien für CUP herausgegeben.1
Finden Sie hier Informationen über die CUP-Behandlungsoptionen
Welche Behandlungsoptionen gibt es für CUP-Patienten? Wozu dienen die verschiedenen Ansätze?
Literatur
1 Fizazi K et al. Annals of Oncology 2015; 26 Suppl 5: v1