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Darmkrebs behandeln

Für die Behandlung von Darmkrebs stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung. Welche zum Einsatz kommt, hängt massgeblich von der individuellen Krankheitssituation des Patienten ab. Gelingt es, den Tumor chirurgisch zu entfernen, sind die Heilungschancen sehr hoch.

Behandlungsmöglichkeiten bei Darmkrebs

Die Therapie erster Wahl bei Darmkrebs ist die Operation. Je nach individueller Krankheitssituation kommen weitere Therapien wie die Strahlentherapie, die Chemotherapie oder zielgerichtete Therapien zum Einsatz. Diese werden entweder vor (neoadjuvant) oder nach der Operation (adjuvant) angewendet.

Eine Therapie vor der Operation kann den Tumor verkleinern und so den chirurgischen Eingriff vereinfachen oder erst ermöglichen.

Therapien nach der Operation können mögliche verbliebene Tumorzellen zerstören und so das Risiko für einen Rückfall minimieren.

Lässt sich der Tumor chirurgisch nicht vollständig entfernen oder haben sich bereits Metastasen gebildet, muss im Einzelfall entschieden werden, ob eine Operation sinnvoll ist. Andere Therapieverfahren können dann meist bessere Behandlungsmöglichkeiten bieten. Droht jedoch ein Darmverschluss, ist auch in diesem Krankheitsstadium eine Operation anzuraten. Metastasen in Leber oder Lunge können – je nach Lage und Anzahl – eventuell ebenfalls chirurgisch entfernt werden.

Operation bei Darmkrebs

Bei der Operation versucht der Chirurg den von Tumorzellen befallenen Teil des Darms vollständig zu entfernen. Dabei werden auch umliegende Lymphknoten sowie angrenzendes Fett- und Bindegewebe entnommen. Nach der Entfernung des Tumorgewebes werden die freien Darmenden miteinander verbunden. In einigen Fällen legt der Operateur zuvor einen vorübergehenden künstlichen Darmausgang (Stoma) an, um den Darm zu entlasten und die Heilung zu fördern. Nach Abschluss des Heilungsprozesses – meist nach sechs bis zwölf Wochen – näht der Chirurg die Darmteile zusammen und die Darmentleerung kann wieder auf natürliche Weise erfolgen.

Etwa zwei Drittel der Darmtumoren befinden sich im Dickdarm und ein Drittel im Enddarm.

Wann immer möglich, versucht der Chirurg, den Schliessmuskel und damit die Kontinenz zu erhalten. Bei Tumoren im Enddarm, die nahe am Darmausgang liegen, erhält der Patient in der Regel vor der Operation eine Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie (Radiochemotherapie). Diese soll den Tumor verkleinern und die Erhaltung des Schliessmuskelapparates ermöglichen. Muss der Schliessmuskel dennoch entfernt werden, legt der Chirurg ein dauerhaftes Stoma an.

Stoma - Künstlicher Darmausgang

Bei der Anlage eines Stomas verlegt der Chirurg das Ende des Darms durch eine Öffnung in der Bauchdecke nach aussen. An der Öffnung wird ein Auffangbeutel befestigt, der die Ausscheidungen aufnimmt. Dieser muss regelmässig gepflegt und entleert werden.

Auch mit einem dauerhaften Stoma können Betroffene heute ein weitgehend normales Leben führen. Stomaträger müssen meist auch keine besondere Diät einhalten. Gerade zu Beginn oder beim Auftreten von Verdauungsbeschwerden kann es Patienten mit einem Stoma jedoch helfen, einige Ernährungsempfehlungen zu beachten. Erfahrungen von anderen Betroffenen können den eigenen Umgang mit einem Stoma erleichtern. Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe finden Sie bei der Selbsthilfeorganisation ilco-Schweiz.

Reicht die Darmkrebsoperation aus?

Nach der Operation untersucht ein Pathologe das entnommene Gewebe. Er prüft, ob die Ränder des entfernten Tumorgewebes frei von Krebszellen sind. So kann festgestellt werden, ob der Tumor mit ausreichend „Sicherheitsabstand“ zum umliegenden gesunden Gewebe entfernt werden konnte. In diesem Fall ist die Behandlung mit der Operation meist abgeschlossen. Zusätzlich werden die entfernten Lymphknoten auf Tumorzellen untersucht. Zeigt sich hier ein Befall, schliesst sich nach der Operation in der Regel eine medikamentöse Therapie an. Damit kann die Bildung von Metastasen gehemmt und das Rückfallrisiko gesenkt werden.

Strahlentherapie bei Darmkrebs

Die Strahlentherapie (Radiotherapie) kommt vor allem bei Patienten mit Enddarmkrebs zum Einsatz und wird häufig vor der Operation angewendet. Insbesondere, wenn der Tumor nahe am Darmausgang liegt und der Chirurg anstrebt, den Schliessmuskel zu erhalten. Die Bestrahlung kann dann helfen, den chirurgischen Eingriff zu erleichtern. Je nach Krankheitssituation kann die Strahlentherapie auch nach einer Operation erfolgen oder diese ersetzen. Häufig kombinieren die Ärzte die Strahlentherapie mit einer Chemotherapie (Radiochemotherapie).

Die Strahlentherapie erfolgt in der Regel an fünf Tagen in der Woche über einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen. Die Bestrahlung dauert meist nur wenige Minuten.
Bei der Strahlentherapie schädigen energiereiche Strahlen die Krebszellen, sodass diese sich nicht mehr teilen können und absterben. Da die Strahlen aber auch auf gesunde Zellen wirken, kann es zu folgenden vorübergehenden Nebenwirkungen kommen:

  • Übelkeit
  • Durchfall
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • Hautveränderungen

 

Zudem können Strahlen im Beckenbereich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Um angrenzende Organe, wie Blase oder Geschlechtsorgane, aber so gut wie möglich zu schonen, werden vor Beginn der Therapie die exakten Bestrahlungsfelder mithilfe einer Computertomografie bestimmt.

Moderne Bestrahlungsverfahren sind zielgerichteter und effektiver geworden.

Chemotherapie bei Darmkrebs

Bei der Chemotherapie hemmen zellschädigende Medikamente, sogenannte Zytostatika, das Wachstum der Tumorzellen und zerstören diese. Eine Chemotherapie wirkt – anders als Operation oder Bestrahlung – im ganzen Körper, also systemisch. Dadurch können auch Tumorzellen, die sich bereits im Körper ausgebreitet und Metastasen gebildet haben, bekämpft werden. Nach einer Operation kann die Chemotherapie auch mögliche verbliebene Tumorzellen zerstören.

Es stehen verschieden Zytostatika für die Behandlung von Darmkrebs zur Verfügung. Um eine bessere Wirksamkeit zu erreichen, kombinieren die Ärzte häufig verschiedene Wirkstoffe miteinander. Der Patient erhält die Medikamente meist als Infusion über die Vene. Einige Zytostatika können Patienten auch als Tablette einnehmen.

Da Zytostatika sich auch gegen gesunde Zellen richten, entfalten sie ihre Wirkung auch gegen Gewebe wie Schleimhäute und das Knochenmark, in dem die Blutzellen und die Haarwurzeln gebildet werden. Typische Nebenwirkungen einer Chemotherapie sind deshalb Übelkeit, Durchfall, Müdigkeit, Infektanfälligkeit und Haarausfall. Im Gegensatz zu den Krebszellen können sich die gesunden Zellen meist aber wieder erholen.

Die Nebenwirkungen sind in der Regel nur vorübergehend und verschwinden nach der Behandlung wieder.

Die Art und Ausprägung der Begleiterscheinungen hängen vom Medikament, aber auch von individuellen Faktoren des Patienten ab. Eine gute Begleitmedikation kann Nebenwirkungen vorbeugen oder lindern.

Zielgerichtete Therapien beim Darmkrebs

Immer mehr an Bedeutung in der Behandlung von Krebserkrankungen gewinnen die sogenannten zielgerichteten Therapien. Dabei kommen Medikamente zum Einsatz, die gezielt in Wachstumsvorgänge der Krebszellen eingreifen und so das Tumorwachstum hemmen. Eine Form der zielgerichteten Therapie ist die sogenannte Antikörpertherapie.

Antikörper sind Bestandteile des körpereigenen Immunsystems. Sie erkennen Oberflächenstrukturen auf Zellen und können daran binden. Im Labor können therapeutische Antikörper hergestellt werden, die gezielt an Oberflächenstrukturen auf Tumorzellen binden und so deren Wachstum hemmen.

Für die zielgerichtete Therapie von Darmkrebs stehen Wachstums-Hemmer und Angiogenese-Hemmer zur Verfügung. Sie werden in der Regel in Kombination mit einer Chemotherapie als Infusion verabreicht.

Wachstums-Hemmer

Zellen benötigen Signale von aussen, um wachsen zu können. Diese erhalten sie durch verschiedene Wachstumsfaktoren. Binden diese Faktoren an sogenannten Rezeptoren auf der Zelloberfläche, teilt sich die Zelle. Wachstums-Hemmer sind Antikörper, die einen bestimmten Rezeptor blockieren. Dieser befindet sich bei etwa 70 Prozent der Patienten mit Dickdarmkrebs auf den Tumorzellen. Blockiert der Antikörper den Rezeptor, erhält die Krebszelle kein Wachstumssignal mehr und kann sich nicht mehr vermehren. Das Tumorwachstum wird gehemmt.

Die Therapie mit Wachstums-Hemmern eignet sich jedoch nicht für alle Patienten. Die Antikörper können nur wirken, wenn die Tumorzellen den entsprechenden Rezeptor auf ihrer Oberfläche tragen. Zudem müssen die Tumorzellen bestimmte Genmerkmale aufweisen. Diese Eigenschaften lassen sich mithilfe von Labortests nachweisen. Bei Patienten, die diese Eigenschaften aufweisen, kommt eine zielgerichtete Therapie in Frage.

Angiogenese-Hemmer

Krebszellen benötigen wie alle Zellen im Körper Sauerstoff und Nährstoffe, um überleben und wachsen zu können. Diese erhalten die Zellen über die Blutgefässe. Krebszellen setzen bestimmte Botenstoffe frei, die das Wachstum neuer Blutgefässe anregen und so die Versorgung des Tumors sicherstellen. Einer dieser Botenstoffe ist der Wachstumsfaktor VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor).

Angiogenese bezeichnet die Bildung neuer Blutgefässe.

Angiogenese-Hemmer sind Antikörper, die VEGF abfangen und so die Neubildung von Blutgefässen verhindern. Der Tumor wird nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt und in seinem Wachstum gehemmt.

Wirkprinzip der Angiogenese-Hemmer

Nebenwirkungen

Die zielgerichteten Medikamente sollen möglichst nur auf die Krebszellen wirken. Doch häufig kommen die Angriffspunkte der Wirkstoffe, wenn auch in geringerer Menge, in gesunden Zellen vor. Deshalb können auch zielgerichtete Therapien Nebenwirkungen auslösen, die in der Regel aber gut behandelbar sind. Dazu zählen Hautreaktionen, Magen-Darm-Beschwerden, Schmerzen und allgemeine Schwäche. Zudem kann es bei einigen Patienten zu Nasenbluten kommen, das normalerweise von selbst wieder abklingt. Da diese Wirkstoffe auch zu einem Anstieg des Blutdrucks führen können, kontrolliert der Arzt diesen regelmässig und verordnet bei Bedarf ein blutdrucksenkendes Medikament.

Komplementärmedizin beim Darmkrebs

Der Begriff Komplementärmedizin fasst alle Behandlungsmethoden zusammen, die sich als Ergänzung zur Schulmedizin verstehen. Dazu gehören Methoden aus der Naturheilkunde, der Traditionellen Chinesischen Medizin oder verschiedene Entspannungsverfahren. Einige dieser Verfahren können helfen, Nebenwirkungen der Standardtherapien zu lindern und zu einem besseren Gesamtbefinden der Patienten beitragen. Auf den Tumor selbst wirken diese komplementären Massnahmen in der Regel nicht. Bei der Suche nach Anbietern komplementärer Methoden ist äusserste Vorsicht geboten. Zudem können diese Methoden zu Wechselwirkungen mit den Krebsmedikamenten führen. Die Entscheidung für ergänzende Massnahmen sollte daher nie ohne vorherige Rücksprache mit dem behandelnden Arzt getroffen werden.

Psychoonkologische Angebote können Betroffenen und Angehörigen helfen, einen Umgang mit der Erkrankung zu finden und emotionale sowie sozialrechtliche Belastungen zu bewältigen.

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Palliativmedizin

Ist der Darmkrebs bereits weit fortgeschritten, kann es sein, dass eine Heilung nicht mehr möglich ist. Die Palliativmedizin bietet verschiedene Möglichkeiten, Betroffene in dieser Situation zu behandeln und zu unterstützen. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Lebensqualität des Patienten. Dazu gehört vor allem eine grösstmögliche Schmerz- und Beschwerdefreiheit. Aber auch psychologische und soziale Aspekte spielen eine bedeutende Rolle für das Wohlbefinden. Die Palliativmedizin ermöglicht den Betroffenen oft über lange Zeit ein selbstbestimmtes Leben.

Zusammenfassung

Bei Darmkrebs ist die chirurgische Entfernung des Tumorgewebes die Therapie erster Wahl. Ergänzt wird diese oftmals durch eine Strahlentherapie oder eine medikamentösen Therapien. Zudem stehen neue, zielgerichtete Wirkstoffe für die Behandlung von Darmkrebs zur Verfügung.