Meine Ernährung und MS

Ich weiss nicht, wie sehr die Ernährung bei MS eine Rolle spielt. Ich möchte heute einfach meine Erfahrung mit euch teilen.

Ich kann mich gut an die Anfangsphase meiner multiplen Sklerose erinnern. Als ich damals auf einmal während der Arbeit, als ich noch Lernende war, meinen linken Arm nicht mehr spürte.

Ich weiss noch, dass ich zu dieser Zeit viel Red Bull trank und allgemein überhaupt nicht gross auf meine Ernährung achtete. Ich war ja auch erst 19 Jahre jung. 

Da ich nun schon lange mit MS lebe, habe ich mich irgendwann gefragt, ob vielleicht meine Ernährung etwas dazu beitragen könnte, damit es mir besser geht und ich weniger Schübe erleiden muss. Im Jahr 2018 habe ich mit meinem Freund Remo eine Auszeit genommen, und wir sind ein Jahr lang zusammen durch verschiedene Länder gereist. Nebst verschiedenen Klimas, Kulturen und wunderschönen Landschaften betraten wir natürlich auch kulinarisch Neuland. Überall lernten wir verschiedene Bräuche und unterschiedliches Essen kennen.

In Australien zum Beispiel wird an jeder Ecke der Grill angeschmissen, und die Menschen essen viel Fleisch mit Pommes und viel Saucen, und die Cola oder ein kühles Bier darf dabei nicht fehlen. Auch in Südafrika ist mir aufgefallen, dass Fastfood eine grosse Rolle spielt. Viele Menschen assen dort in ihren Autos. 

Im ganzen asiatischen Raum gab es natürlich viel Reis und eher leichte Gerichte. Anfangs fand ich das nicht so toll, da auch ich Fleisch, Süssgetränke und Fastfood liebte. Ich wurde also fast gezwungen, mich mit dieser Ernährung anzufreunden. Da wir Low-Budget-Reisende waren, mussten wir unsere Geldbörse sowieso schonen. Wir assen also viele lokale Produkte und eigentlich immer dort, wo die Einheimischen auch selber assen.

Auf einmal fiel mir auf, wie schlank die Asiaten doch waren. Die Menschen hatten eine viel schönere Haut und volles Haar. Nicht so, wie ich es bisher in meiner Umgebung kannte. Sie sahen einfach gesünder aus. 

Unbewusst veränderten auch wir unser Essverhalten mit der Zeit. Es gab weniger Fleisch, dafür viel mehr Gemüse mit Reis. Und diese wunderbaren Früchte, die nirgends auf der Welt besser schmecken als vom Herkunftsland selber! Frische Ananas, Papayas, Bananen, Passionsfrüchte und noch so vieles mehr. Ob als Shake oder zu einem Gericht – es schmeckte einfach immer köstlich. Wenn ich nur daran denke, läuft mir das Wasser im Mund zusammen.

Als unser Reisejahr um war und wir wieder in die Schweiz zurückkehrten, hatte ich immerhin 5 kg abgenommen, und ich fühlte mich viel besser als vorher, da wir während dieser Zeit natürlich auch viel in Bewegung waren. Meine Fitness war deutlich besser. Auf so einer Reise hat man natürlich auch viel Zeit, Neues kennen zu lernen. Ich lernte neue Kulturen, neues Essen und neue Menschen aus aller Welt kennen.

Das hat meine Sicht auf vieles verändert. Wir sahen so viele Tiere und wunderschöne Natur, aber leider auch viel Abfall und Plastikmüll. Das alles bewegte mich dazu, meinen Fleischkonsum extrem herunterzufahren. Und ich begann mich sehr für Nachhaltigkeit und gesundes Essen zu interessieren. 

Ich esse heute nur noch sehr selten bis gar kein Fleisch mehr. Einfach, weil ich kein Verlangen danach habe. Ich esse viel Vollkornprodukte und ausserdem viel Gemüse und Reis. Klar gibt es auch mal eine Ausnahme, aber ich esse einfach viel bewusster. Es macht mir heute sogar richtig Spass, neue Rezepte auszutüfteln und Rahm durch Soja zu ersetzen, Kuchen ohne Eier zu backen und statt Milch Mandelmilch zu trinken.

Seit ich die Ernährungsumstellung gemacht habe, hat sich meine Verdauung immens verbessert. Und mein Gewicht ist stabil. Meine Fitness ist soweit auch besser geworden, da ich mich fitter und gesünder fühle.

Mein Cholesterinwert ist deutlich gesunken, und ich fühle mich einfach gut.

Die Ernährungsumstellung hat nicht wegen meiner MS stattgefunden, sondern wegen der Reise. Die Reise hat mir einfach viele neue Türen geöffnet, und ich bin sehr zufrieden und fühle mich wohl in meiner Haut.

«There is no sincerer love than the love of food»

GEORGE BERNARD SHAW

Herzlichst,