Ein MS-Schub bahnt sich an

Ein Beitrag, der eigentlich noch kein Projekt ist, aber eines werden möchte. Doch ich muss erst herausfinden, wie ich es angehen könnte und dann Projekte daraus werden lassen. Noch habe ich keinen Plan. Bin Gefangene in diesem Auf und Ab.

Die Familie kränkelt, aber mir geht es gut

Schon wieder fängt es an: Durch dieses Kribbeln, das Taube, dieses immer wiederkehrende Ziehen von Körperteilen, es ist zum verrückt werden! Ist es nur wegen eines sich anbahnenden Infekts, dass gerade alles so unaushaltbar ist? Oder ist es die Multiple Sklerose und ein Schub, der sich anbahnt? Eigentlich war gerade doch alles recht gut!?!

Aber von vorne: Die ganze Familie erfreut sich einer ausgiebigen Hustensirup-Kur. Vor allem nachts litten Mann wie Kinder. Nur ich blieb verschont. Ha! Super, überaktives Immunsystem! Da hast du endlich mal was Gescheites zu tun! Ich bin zwar müde von den nächtlichen „Betreuungsgängen“, aber ich fühle mich eigentlich gut. Ich kann mich meinem Haushalt, meiner Arbeit und dem Planen der Geburtstagsparty für den Kleinen – Ninjago muss es sein – widmen. Das Wetter ist herrlich und ich kann zweimal die Woche Joggen gehen und das Einkaufen mit dem Velo erledigen. Bei der Arbeit ist es etwas stressig und es sind eher zu viele Tage innert einer Woche, aber ich habe bald wieder eine Woche frei.

Ein wunderschöner Tag


Eine super lustige und coole Woche ist vorüber. Der Kleine hatte seine Geburtstagsparty und wir hatten im Vorfeld viel gebastelt und uns seinen Helden von Ninjago gewidmet. Dabei habe ich für mich motorische Herausforderungen gemeistert, auch wenn ich beim Ausschneiden – wenn die Hand krampft und es einfach zu „gäggelig“ war – verzweifelte. Aber Kinderhände sind ja so flink, wenn man sie lässt. Trotzdem beantrage ich einen Schneideplotter, sofort, jetzt! Bei wem kann ich den in Auftrag geben? Christkind oder Papa, sind sich meine Kinder einig. Okay, denn ich hätte da noch einiges sonst im Antrag zum Mitschicken…

Der Infekt hat mich doch noch erwischt

Joggen – durch den Wald entlang der Wiesen, durch das Naturschutzgebiet, hoch zum Schloss und im grossen Bogen mit Aussicht auf die Alpen und Blick bis zu mir nach Hause zurück. Wahnsinn! Es ist herrlich und ich fühle mich so privilegiert! Und ja, es ist auch anstrengend, aber das wäre es doch für jeden. Bei mir werden zusätzlich nur die Hände und die Füsse taub, aber das ist ja nach einer Weile wieder besser. Die Schwere in den Beinen lässt auch meistens nach einigen Stunden nach. Aber das ist es wert. Ich fühle mich frei da draussen und danach innerlich gestärkt.

Bis heute. Nach wenigen Metern war es schon nicht mehr so „ring“ – mein rechtes Bein ist aber gar schwer. Doch mit gleichmässigem Tempo drehe ich meine Runde weiter. Ich ändere die Route, sodass ich auch abkürzen kann und es auf dem Heimweg nur noch abwärts geht. Langsamer, etwas weniger weit und durchbeissen – ist sicher besser danach! Ich kühle mich dann noch beim Schwimmen ab – herrlich! Ist ja vielleicht das letzte Mal in diesem Jahr.

Dann wird es aber nicht besser. Gegen Abend fühle ich mich nicht fit, sondern erschöpft, alles schmerzt und ist taub, kribbelt. Leichte Erkältungssymptome. Super, ich bekomme nun mit Verspätung doch noch die „Familienseuche“, denk ich mir. Ich muss mich abmelden bei der Arbeit, so geht das nicht morgen.

Erkältungssymptome oder Schub?

Am Morgen wache ich mit „eingeschlafenem Gesicht“ auf – ich kann kaum den Mund bewegen, beide Gesichtshälften sind taub! Das Sprechen ist motorisch eingeschränkt! Hilfe, geht es noch?! Schock. Hand und Bein sind im etwa gleichen Zustand – schwer und zittrig. Ich möchte mich hinsetzen. Ich kann nicht!

Entweder ist der Infekt daran schuld oder sonst… Man kann eh nichts machen, ausser versuchen, nicht zum Psychopathen zu werden! Es kribbelt und zuckt oder ist taub. Es macht mich wahnsinnig und ich komme nicht zur Ruhe, was ja auch wieder nicht gerade förderlich ist. Angetrieben bis über die Schmerzgrenze. Chillen? Vergiss es, dann dreht sich das Gedankenkarussell!

Inzwischen zähle ich nicht mehr die Gegenstände, die ständig herunterfallen. Die Unruhe bleibt. Wie eine Wespe fühle ich mich. Das Kribbeln wird zu Schmerzen und motorisch hat es sich auf einem etwas schlechteren Status stabilisiert. Minimales Husten ist vorhanden. Ich habe die Hoffnung, dass sich alles in „Wohlgefallen“ ergibt. Ich weiss, es ist nicht so. Und ich werde deswegen jetzt nicht den Kopf verlieren. Nur an meiner Psyche, an meinem Ego und an meinem Tun zerrt es gerade arg. Und so gehe ich zu meiner Hausärztin. Das ist kein Zustand mehr. Den Neurologen lasse ich mal aussen vor. Es dauert eine Weile, bis die neue Therapie wirkt. Was kann er also vorerst ändern? Nichts.

Ich weiss, ich muss mich mehr strukturieren, mit meiner Energie haushalten. Ich muss mich stärken. Aber gerade weiss ich nicht, wie. All die guten Ratschläge, die man liest und hört, müsste ich in meinen Alltag aufnehmen. Ich kann gerade nicht. ICH kann gerade einfach nicht.