Die MS hält mich nicht auf

Das letzte Mal, als ich Euch geschrieben hatte, war ich etwas am Tiefpunkt angelangt. Ich rechnete schon damit, dass ich auf meiner Weltreise eventuell einen Schub erleiden würde, aber ich wollte dieses persönliche Worst-Case-Szenario nicht wirklich wahrhaben. Ehrlich gesagt fühlte ich mich während der Reise immer so voller Energie, dass ich von dem Schub total überrascht wurde. Auch wenn ich schon lange mit MS lebe, ist es jedes Mal ein Schock für mich.

Trotz Schub nach Kolumbien

Im ersten Moment fiel ich in ein Loch, wie bei jedem Schub, da mich das wirklich sehr traurig macht. Mittlerweile kenne ich meinen Körper und die Symptome recht gut. Deshalb habe ich mich in Mexiko gegen eine Kortison-Behandlung entschieden. Es war eine persönliche Entscheidung, die ich nach Absprache mit meiner Neurologin getroffen habe.

Einige von Euch werden jetzt vermutlich den Kopf schütteln. Ich möchte Euch kurz erklären, warum ich die Behandlung dieses Mal nicht wollte: Es war nicht, weil ich kein Vertrauen zu den Ärzten im Ausland hatte, sondern weil ich mich nicht motivieren konnte, ein Krankenhaus oder einen Arzt aufzusuchen und ihm meine ganze Leidensgeschichte auf Spanisch oder gebrochenem Englisch zu erklären. Denn das hatte ich doch bereits meiner Neurologin mitgeteilt, der ich sehr vertraue. Die ganze Organisation wäre für mich in diesem Moment zu viel Stress gewesen. Ich war mit den Symptomen, die ich während des Schubs hatte, genug bedient und wollte nun das Ganze mit viel Ruhe ausklingen lassen. Natürlich muss jeder, der in diese Situation gerät, das mit seinem Vertrauensarzt besprechen und für sich entscheiden und abwägen. Für mich war es in diesem Moment einfach das Richtige.

Once you choose hope, anything’s possible.

CHRISTOPHER REED

Ich gönnte mir viel Ruhe, blieb oft im Schatten oder gar im Zimmer und versuchte mich so gut es ging zu entspannen. In solchen Momenten kommen bei mir oft starke Zweifel auf und ich fühle mich von der ganzen Welt betrogen. Remo hatte mich während dieser Zeit besonders unterstützt, was mir sehr geholfen hat: Er vermittelte mir mit viel Geduld und positiver Sicht, dass es keinen Grund gab, weshalb ich an mir zweifeln sollte, denn ich habe schon so viel geschafft.

Für meinen Teil trägt ein gutes Umfeld enorm dazu bei, gut mit MS leben zu können. In besonders schweren Momenten, wie in der Phase eines Schubes, einen Partner sowie Freunde und Familie um mich zu haben, die mich verstehen und unterstützen, ist mir sehr wichtig. Das gibt mir das Gefühl nicht alleine zu sein. Ich bin auch sehr froh, eine Neurologin zu haben, die so flexibel ist, mich versteht und mir immer mit Tipps und Empfehlungen zur Seite steht. Ich konnte ihr beispielsweise per E-Mail meine Symptome schildern, denn ich darf ihr immer und wegen allem schreiben

Remo und ich sind mittlerweile aus dem heissen Mexiko weiter nach Kolumbien gereist und die milderen Temperaturen waren für mich eine richtige Wohltat. Nach und nach fühle ich mich wirklich viel besser. Wir machen viele Spaziergänge und wandern in der wunderbaren Natur. Das hilft mir sehr. Wie Ihr auf den Fotos seht, konnte ich einige Berge besteigen, wenn auch mit vielen Pausen zwischendurch und nicht mehr so schnell wie zuvor, aber ich habe es immer rauf und – ganz wichtig – wieder runter geschafft!

Mein Tief habe ich also gut überwunden und meine Symptome verschwinden langsam zum Glück wieder. Ich bin gespannt was Südamerika noch so zu bieten hat 🙂

Liebe Grüsse