Auf Weltreise mit MS

Nachdem mein Freund und ich vor vier Jahren drei Monate lang durch Mittelamerika gereist sind, hat uns das Reisefieber gepackt und wir schworen uns, eines Tages zusammen eine grössere Reise zu starten. Jetzt ist es soweit und wir reisen ein ganzes Jahr lang um die Welt. Unsere grob geplante Route lautet: Südafrika-Sri Lanka-Südostasien-Japan-Neuseeland-Südamerika.

Meine Reisevorbereitungen

Wenn wir reisen, fühle ich mich frei und lebendig! Du kannst jeden Tag bewusst leben – ohne Fernseher, ohne Zeitdruck und ohne Vorgaben. Wir lernen neue Kulturen, Menschen, Traditionen, Temperaturen, Tiere und Essen kennen. Alles, was mich eben so fasziniert.

Reisen mit MS bedeutet noch mehr zu planen, als man sonst schon muss. Ich bin auf Medikamente angewiesen. Nun musste ich mich darum kümmern, wie ich auch über den Zeitraum der Weltreise stets mit diesen versorgt bin. Dazu kommt, dass ich meinen Impfpass verlegt hatte und meine Hausärztin «austüfteln» musste, was ich noch für Impfungen brauchte. Ich glaube, ich bin keine sehr organisierte Person, denn bei mir geht’s immer etwas chaotisch und spontan zu. Ich bin eher der Typ: «Was ich nicht weiss, macht mich (noch) nicht heiss.» Als ich über meine Reisepläne mit verschiedenen Leuten sprach, bemerkte ich, dass mich das eher nervös macht, als dass es mir hilft. «Was sagt denn dein Arzt zu deinem Plan?», «Du musst doch regelmässig Medikamente einnehmen?», «Verträgst Du überhaupt die Hitze in den verschiedenen Ländern mit Deiner MS?», «Was ist, wenn du einen Schub erleidest?» waren die Reaktionen meiner Mitmenschen. Meine Güte, wenn ich nur daran denke, kribbeln meine Füsse schon wieder. Ich will damit nicht sagen, dass ich nicht an meine Krankheit denke, aber weniger Gedanken sind für meinen persönlichen Weg gesünder.

To travel is to live.

HANS CHRISTIAN ANDERSEN

Selbstverständlich muss ich regelmässig Medikamente zu mir nehmen – aber das hält mich doch nicht davon ab, diesen Traum von der Weltreise zu verwirklichen. Ich habe mir ehrlich gesagt auch keine Gedanken gemacht, was wäre, wenn ich einen Schub während der Reise erleiden würde. Wisst Ihr warum? Weil ich mich ganz einfach entschieden habe, NORMAL zu leben.

Woran man denken sollte

Tja und wie bereitet man sich auf so eine Reise denn nun vor? Ich habe mit meiner Neurologin über die Reise gesprochen. Ich bin froh, dass sie mich in diesem Projekt total unterstützt und mir viel Mut zugesprochen hat. Ich habe vorab eine MRI-Untersuchung gemacht – wobei das Ergebnis mich nicht wirklich interessierte.

Ich habe meinen Medikamentenpass und die Bestätigung ins Englische und Spanische übersetzen lassen, damit ich am Flughafen in den verschiedenen Ländern keine Probleme bekomme. Wie ich über das Jahr mit Medikamenten versorgt werde, ist sehr komplex. Das Ganze sollte man früh genug organisieren. Wenn man eine Weltreise antreten möchte, benötigt es nicht nur viele Absprachen mit den Ärzten, auch die Beschaffung der Medikamente war nicht ganz einfach. Die Dame aus der Apotheke verstand es wohl nicht so ganz, was es bedeutet, ein Jahr auf Weltreise zu gehen und sie empfand es als schwierig, mich mit meinen Medikamenten zu versorgen. In solch einem Moment werde ich schon etwas sauer, aber ich atmete tief ein und erklärte der Dame, dass sie mir doch bitte keine Steine in den Weg legen solle. Nach mehreren Anläufen und Telefonaten hat es dann geklappt und ich kann nun gut versorgt die Reise antreten. In solchen Situationen kommt man sich schon etwas sonderbar vor. Ich denke nicht, dass ich die erste Person bin, die auf Medikamente angewiesen ist und eine längere Reise antritt oder?

Was nehme ich alles mit?

In dieser Bildergalerie könnt Ihr Euch genau anschauen, was mein Freund und ich alles mit auf unsere Weltreise nehmen:

Ich habe natürlich auch meinen Job und meine ganzen Abos, wie ÖV, Handy, Zeitschriften usw. gekündigt. Ich habe einen Platz für meine liebe Katze, welche bei meiner Mama in besten Händen ist, organisiert und unsere Wohnung wird an den Bruder meines Freundes untervermietet.