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Wie lässt sich Lungenkrebs behandeln?

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, Lungenkrebs zu behandeln. Welche Therapieform sich am besten eignet, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Ausschlaggebend sind der Krebstyp, das Krankheitsstadium sowie der allgemeine Gesundheitszustand des einzelnen Patienten. Bei Lungenkrebs existieren verschiedene Tumorformen, die auch spezifische Therapien erfordern.

Palliativ oder kurativ: Das Therapieziel entscheidet

Je nach Therapieziel setzen Ärzte unterschiedliche Behandlungsformen ein. Wegweiser bei der Entscheidung für eine bestimmte Behandlung sind folgende Fragen: Hat ein Patient gute Heilungschancen? Oder liegt der Fokus darauf, dem Patienten ein möglichst langes Leben bei guter Lebensqualität zu ermöglichen? Die Therapien werden unterschieden in:

Sie zielt darauf ab, den Patienten zu heilen – durch die vollständige Entfernung oder Zerstörung des Tumorgewebes.

Sie wird bei Patienten eingesetzt, bei denen medizinisch nicht mehr von einer Heilung gesprochen wird, weil der Tumor sich bereits zu sehr ausgedehnt hat. Eine palliative Behandlung ist eine ganzheitliche und umfassende Therapie, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen, die Auswirkungen zu mildern und die Lebensqualität  weitestgehend zu erhalten.

Operation bei Lungenkrebs

Eine Operation (OP) eignet sich nur, wenn der Tumor nicht zu gross ist und nicht in andere Organe metastasiert hat. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, ist eine OP die wirkungsvollste Therapie – besonders bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs. Ergänzend kann eine Chemo- und/ oder Strahlentherapie eingesetzt werden.

In frühen Krankheitsstadien wird eine OP für die vollständige Entfernung des Tumorgewebes oft angeraten. Bei einer Operation können verschiedene Bereiche der Lunge entnommen werden: ein Lungenlappen (Lobektomie), zwei Lungenlappen (Bilobektomie) und manchmal sogar ein ganzer Lungenflügel (Pneumektomie), wenn sich ein Tumor in mehreren Lungenlappen ausgebreitet hat. Zusammen mit dem Tumor entfernen die Ärzte auch einen Teil des umliegenden gesunden Gewebes. Dies soll verhindern, dass Krebszellen in der Lunge bleiben.

Operationsverfahren zur Behandlung von Lungenkrebs

Von den meisten Folgen erholen sich Patienten relativ schnell. Wenn allerdings ein ganzer Lungenflügel entfernt wird, ist die körperliche Leistungsfähigkeit zunächst eingeschränkt. Der verbliebene Lungenflügel übernimmt die Funktion beider Lungenflügel. Nach und nach wird auch der Körper insgesamt wieder belastbarer. Dieser Prozess hängt auch vom Alter und der erhaltenen Atemfunktion des einzelnen Patienten ab.

Einsatz von Chemotherapie

Chemotherapien können Krebszellen effektiv bekämpfen, Deshalb eignen sie sich für die Behandlung bösartiger Tumoren. Die dafür eingesetzten Medikamente heissen Zytostatika. Sie zerstören Krebszellen oder hemmen ihre Ausbreitung.

Im Gegensatz zur Strahlentherapie wirkt eine Chemotherapie im ganzen Körper (systemisch) und wird meistens als Infusion verabreicht. So können sich die Wirkstoffe im Körper verteilen und neben den Krebszellen in der Lunge auch mögliche Metastasen in anderen Organen zerstören. Dafür sind jedoch mehrere Medikamentengaben nötig. Deshalb erfolgt die Therapie in regelmässigen Abständen (Zyklen). In den Therapiepausen können sich die gesunden Zellen erholen. Um den Tumor und eventuell vorhandene Metastasen möglichst effektiv zu bekämpfen, kommen häufig verschiedene Zytostatika in Kombination zum Einsatz.

Es gibt drei Hauptziele einer Chemotherapie:

Sie zielt darauf ab, einen grossen Tumor zu verkleinern. Im Anschluss wird dieser operativ und/oder strahlentherapeutisch entfernt. Ausserdem soll sie eventuell vorhandene Mikrometastasen abtöten.

Sie startet im Anschluss an eine Operation, um alle verbliebenen Krebszellen zu zerstören und Rückfälle zu verhindern.

Sie eignet sich, wenn die Erkrankung weit fortgeschritten und unheilbar ist. Damit kann man das Tumorwachstum verlangsamen, die Symptome verbessern und so die Lebensqualität so gut wie möglich erhalten.

Da Chemotherapien vor allem bei Zellen wirken, die sich häufig teilen, reagieren Tumorzellen extrem empfindlich darauf. Gleichzeitig schädigen die Medikamente aber auch gesunde Körperzellen. Besonders betroffen sind beispielsweise die Schleimhautzellen in Mund, Magen und Darm, die blutbildenden Zellen des Knochenmarks und die Haarwurzelzellen. Das kann unter anderem zu folgenden Begleiterscheinungen führen:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall
  • Appetitlosigkeit
  • Haarausfall
  • Entzündungen der Mund- und Darmschleimhaut
  • Infektanfälligkeit
  • Müdigkeit
  • Erschöpfung


Viele Nebenwirkungen können Ärzte jedoch abmildern, so etwa durch die Gabe von Medikamenten wie Antiemetika gegen Erbrechen, andere gegen Müdigkeit und Erschöpfung oder Substanzen zur Blutzellbildung gegen Blutarmut (Anämie).

Wann ist die Strahlentherapie sinnvoll?

Die Strahlentherapie findet sowohl bei der kurativen als auch bei der palliativen Therapie Anwendung. Sie kann eine Alternative, aber auch eine Ergänzung zur Operation oder Chemotherapie sein. Gründe für ihre Anwendung sind:

  • Die Ärzte können den Tumor in der Lunge nur unvollständig oder gar nicht entfernen.
  • Das körperliche Befinden eines Patienten lässt eine Chemotherapie nicht zu.
  • Es besteht das Risiko, bei einer Operation lebenswichtige Organe zu verletzen.


Ausserdem nutzen Ärzte die Strahlentherapie auch präventiv, um Metastasen vorzubeugen – beispielsweise beim kleinzelligen Bronchialkarzinom. Da die Strahlentherapie zielgerichtet und lokal wirkt, erfasst sie keine entfernt gelegenen Tumorzellen und Metastasen.

Die Wirkung der Strahlentherapie beruht auf dem zielgenauen Bestrahlen der Tumorzellen mit energiereichen elektromagnetischen Wellen. Die Strahlen führen zu Schädigungen in der Erbsubstanz der Krebszellen. Das hat zur Folge, dass diese sich nicht mehr teilen können und absterben.

Bei Tumoren im Körper zerstört die Strahlentherapie auch gesundes Gewebe. Im Gegensatz zu den Tumorzellen können sich gesunde Zellen in den Behandlungspausen grösstenteils wieder erholen. Um das gesunde Gewebe nicht zu strapazieren, erfolgt die Bestrahlung in vielen Sitzungen mit geringer Einzeldosis. Jede dauert nur wenige Minuten.

Zielgerichtete Therapien

Dank intensiver Forschung entstehen immer neue Therapiemöglichkeiten, unter anderem sogenannte zielgerichtete Therapien. Diese können gezielt in bestimmte Vorgänge der Krebszellen eingreifen und es kommt zu weniger Begleiterscheinungen.

Tyrosinkinase-Hemmer

Ein Behandlungsansatz beruht auf der Entdeckung von Reizempfängern (Wachstumsrezeptoren), die in die Zelle hineinragen. Ein Wachstumsrezeptor empfängt ausserhalb der Zelle das Signal für Wachstum und leitet es wie ein Bote in die Zelle hinein. Das Wachstumssignal aktiviert bestimmte Eiweisse, sogenannte Tyrosinkinasen, die sich am unteren Teil des Rezeptors befinden. Krebszellen produzieren mehr Wachstumsrezeptoren auf der Zellmembran als gesunde Zellen und stimulieren somit stärker die Zellteilung und das Wachstum des Tumors. Bei ihnen ist die Tyrosinkinase dauerhaft aktiv. Hier setzen Wachstumshemmer oder auch Tyrosinkinase-Hemmer an. Es handelt sich um winzige Moleküle (Small Molecules), die von aussen durch die Zellwand in die Zelle eindringen können. Dort besetzen sie den Rezeptor im Zellinneren und unterbrechen so die Signalkette, die zur Zellteilung führt. Dadurch lässt sich das Zellwachstum verlangsamen.

Angiogenese-Hemmer

Angiogenese bezeichnet die Entstehung von Blutgefässen im Körper. Ein Tumor bezieht anfangs Nährstoffe und Sauerstoff aus der näheren Umgebung. Doch mit fortschreitendem Wachstum benötigt er eigene Versorgungsleitungen. Er bildet neue Blutgefässe, indem er bestimmte Substanzen freisetzt, sogenannte Gefässwachstumsfaktoren. An der Oberfläche der Blutgefässe befinden sich spezielle Rezeptoren. Wenn diese Rezeptoren das Wachstumssignal empfangen haben, bilden die Blutgefässe Verzweigungen aus und es entstehen neue Blutgefässe – in die Richtung, aus der die Signale kommen.

Angiogenese-Hemmer verhindern die Ausbildung und das Wachstum neuer Blutgefässe. Sie fangen die vom Tumor gebildeten Gefässwachstumsfaktoren ab und verhindern so deren Bindung an die entsprechenden Rezeptoren. Dadurch wird die Blutversorgung des Tumors unterbunden: Er wird „ausgehungert“.

Was versteht man unter einer Immuntherapie?

Die Forschung untersucht schon lange, wie Krebserkrankungen mit dem körpereigenen Immunsystem zu bekämpfen sind. In der jüngsten Vergangenheit konnten jedoch wesentliche Fortschritte für den Bereich der Immuntherapien erzielt werden. Der Gedanke dahinter: Nicht eine Therapie von aussen erreicht einen Behandlungserfolg; vielmehr unterstützt die Krebsimmuntherapie  durch bestimmte Medikamente das körpereigene Abwehrsystem im Kampf gegen den Krebs. Mit ihr kann das Immunsystem Krebszellen erkennen und selbst bekämpfen – eine Art Hilfe zur Selbsthilfe.

Die Immuntherapie folgt einem wichtigen Prinzip: Sie will den Schutz aufheben, mit dem Tumorzellen einem Angriff des Immunsystems ausweichen können. Normalerweise ist das Immunsystem imstande, Tumorzellen zu erkennen und gezielt zu bekämpfen. Manche Krebszellen können diesen Verteidigungsmechanismus jedoch überwinden. Durch bestimmte Strukturen auf ihrer Oberfläche (Checkpoints) treten Krebszellen mit Immunzellen in Kontakt und bewegen sie dazu, sie nicht mehr anzugreifen: Durch dieses „Täuschungsmanöver“ kann der Tumor ungehindert wachsen.

Bestimmte Antikörper (Checkpoint-Inhibitoren) unterbinden diese fehlgeleitete Kommunikation zwischen Tumor und Immunsystem. Sie machen die Krebszellen wieder für das Immunsystem sichtbar und angreifbar. Sie blockieren  die Andockstellen (Rezeptoren) an den Tumorzellen bzw. den Zellen des Immunsystems. Die Tumorzellen können nicht länger mit den Zellen des Immunsystems „fehlkommunizieren“. Die körpereigene Abwehr kann sich fortan wieder gegen den Tumor richten.

Die Immuntherapie wird heute bei vielen Krebsbehandlungen angewendet. Dr. med. Gregor Fürstenberger, MSc ETH, Standortleiter am ZeTuP Chur, hat dazu ein Interview mit Radio Südostschweiz geführt. Erfahren Sie hier mehr:

Was bedeutet Komplementärmedizin?

Die Komplementärmedizin kann die klassischen schulmedizinischen Therapien ergänzen, nicht jedoch ersetzen. Komplementärmedizinische Ansätze sind auch als additive oder alternative Heilmethoden bekannt. Auch sind alternative Heilmethoden immer mit dem behandelnden Arzt abzuklären, um unerwünschte Wechselwirkungen mit schulmedizinischen Verfahren zu vermeiden.

Bei einem exklusiven Anspruch einer komplementärmedizinischen Methode oder bei nicht nachvollziehbaren Heilsversprechen ist Vorsicht geboten. Als Ergänzung zu schulmedizinischen Therapien können bestimmte Methoden der Komplementärmedizin jedoch sinnvoll sein, wenn sie Begleiterscheinungen der eigentlichen Therapie lindern und das Wohlbefinden steigern.

Nicht nur zusätzliche Präparate, sondern auch das eigene Verhalten wirkt sich positiv auf den Verlauf einer Krebstherapie aus. Dabei stehen eine gesunde und vitaminreiche Ernährung sowie ausreichend Bewegung an erster Stelle, um den eigenen Therapieerfolg zu unterstützen und das Wohlbefinden zu steigern. Auch bestimmte Entspannungsverfahren, Meditation und Atemtherapie helfen Lungenkrebspatienten, selbst einen aktiveren Beitrag zu einem besseren Körpergefühl zu leisten.